Januar 1, 2025

Physiotherapeut, YouTuber, Honorardozent und Inhaber von MedSuche.com & Active Physio

Januar 1, 2025

Das Wichtigste in Kürze:

  • Aktuelle Studienlage ist uneinheitlich: Während einzelne Meta-Analysen (u. a. von 2021 und 2022) teils leichte Verbesserungen der Knochendichte bei postmenopausalen Frauen belegen, sind die Ergebnisse insgesamt nicht eindeutig – vor allem mangelt es an größeren, klar strukturierten Untersuchungen.
  • Effekt abhängig von Geräteparametern: Nur Vibrationsplatten mit hoher Frequenz, kleiner Amplitude und langer Anwendungsdauer zeigten in einer präzisierten Auswertung von 23 Studien messbare positive Effekte auf die Knochendichte.
  • Krafttraining ist nachweislich effektiver: Zahlreiche Studien belegen einen signifikanten Knochendichte-Gewinn durch Kraft- und Impact-Training, während Vibrationstraining bestenfalls eine sinnvolle Ergänzung, aber kein vollwertiger Ersatz sein kann.

Vibrationsplatten sorgen für Diskussionen

Nichts ist in den Osteoporose-Foren so beliebt wie die Vibrationsplatte. Die Werbung zeichnet ein farbenfrohes Bild davon, wie Betroffene auf einfache Weise und ohne jegliche körperliche Anstrengung ihre Knochendichte verbessern können. Das macht sie natürlich sehr beliebt. Richtig teuer sind sie allerdings auch.
Aber was sagen eigentlich Studien zu diesem Thema? Dieser Frage gehe ich in diesem Artikel nach.

Es wäre schon schön, wenn es so einfach wäre, oder? Man stellt sich einfach auf ein Gerät, schaltet es ein, und wie von Zauberhand verbessert sich unser körperlicher Zustand. Natürlich gibt es Fälle, in denen es absolut wünschenswert wäre, eine solche Möglichkeit in unserem Werkzeugkoffer zu haben – zum Beispiel bei Menschen, die bereits eine sehr geringe Knochendichte haben und daher an keinem Kraft- oder Impact-Training teilnehmen können, weil das Risiko einer Fraktur viel zu groß wäre.

Deshalb habe ich mir heute drei Übersichtsarbeiten herausgepickt, die verschiedene Studien ausgewählt, gebündelt und genauer betrachtet haben. So kann ich Euch ein paar Anhaltspunkte für Eure Entscheidungsfindung geben.


Studienlage zu Vibrationsplatten und Knochendichte

Die erste Meta-Analyse ist von 2021: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34781288/

Hier hat das Team unterschiedlichste Studien ausgewählt und versucht, die Auswirkungen einer Vibrationsanwendung auf Knochen und Muskulatur zu bewerten. Das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass es keinen signifikanten Effekt auf die Knochendichte – weder in der Lendenwirbelsäule noch im Schenkelhals – und auf die Muskulatur in Bezug auf die Muskelmasse gab. Auch Bewegungstests, wie der Sit-to-Stand-Test, zeigten im Vergleich zu Kontrollgruppen, die beispielsweise keine Vibrationsanwendung hatten, keine Verbesserung.

Wie so oft ist in dieser Studie jedoch das Problem, dass die Versuchsgruppen oft recht klein sind und die Methoden nicht genau dargelegt wurden. Vielleicht war auch die Anwendungsdauer nicht ausreichend, und eine längere Zeit hätte womöglich bessere Ergebnisse zeigen können. Laut dieser Meta-Analyse kann eine positive Auswirkung auf Osteoporose zwar nicht ausgeschlossen werden, dennoch wären weitere Studien nötig, um konkrete Beweise für eine ausreichende Wirkung zu liefern und eine Anwendung zu rechtfertigen.

Gut, das sieht nun nicht so gut aus – schauen wir uns also die nächste Meta-Analyse an.

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Diese ist von 2022: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0965229922000139?via%3Dihub

Hier hat das Forscherteam verschiedene Studien von den Anfängen der Forschung bis zu Studien, die bis November 2021 erschienen sind, betrachtet. Untersucht wurden Studien an Menschen – was nicht selbstverständlich ist, da viele Studien, insbesondere für die sehr teuren Vibrationsplatten, die explizit für Osteoporose vermarktet werden, oft an Ratten und Schafen durchgeführt werden. Die ausgewählten Studien sind vor allem randomisiert kontrollierte Studien, die frei verkäufliche Vibrationsplatten untersucht haben.

Hier wurde noch detaillierter auf die zu analysierenden Ergebnisse eingegangen. Sie haben die Knochendichte sowie verschiedene Knochenmarker, die Hinweise auf Knochenumbauprozesse im Körper geben können, untersucht. Gleichzeitig bewerteten sie den Gesundheitszustand, das Alter, den Menopausenstatus sowie detailliert die Vibrationsart, -frequenz und -dauer der Anwendung.

Das Ergebnis war folgendes: In den untersuchten 30 Studien konnte eine Verbesserung der Knochendichte bei Frauen nach der Menopause nachgewiesen werden. Es ist jedoch auch wichtig zu wissen, dass, obwohl eine Verbesserung der Knochendichte nachgewiesen wurde, keine signifikante Auswirkung auf die Knochenmarker – weder für den Aufbau noch für den Abbau – zu beobachten war. Auch hier gab es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Studien, die auf das Studiendesign oder Unterschiede in der Vitamin-D- oder Kalziumversorgung zurückzuführen sein könnten. Es zeigt sich also ein sehr gemischtes Bild.

Zusammenfassend wird hier erklärt, dass Vibrationsbehandlungen durchaus sinnvoll sein *könnten*, um das Osteoporoserisiko bei gesunden Frauen nach der Menopause zu senken. Aber weitere Studien wären notwendig.

In einem weiteren Paper aus 2022 (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36282343/), das eine vorherige Meta-Analyse noch einmal präzisiert und genauer betrachtet, wurden 23 Studien erneut analysiert, und insgesamt wurden 13 Studien methodisch als sehr hochwertig eingestuft.

Bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass nur die Geräte mit hoher Frequenz, kleiner Amplitude und langer Anwendungsdauer deutlich nachweisbare positive Effekte aufwiesen. Andere Anwendungen scheinen ebenfalls vielversprechend, müssten jedoch weiter untersucht werden, um eine Anwendung zu rechtfertigen und die Sicherheit für die Patienten sicherzustellen, insbesondere bei Vibrationsplatten mit größerem Ausschlag.

Vibrationsplatten im Vergleich zu anderen Behandlungen?

Nun müssen wir das Ganze aber erstmal in Relation setzen.
Gut, wir haben gesehen, dass es in einigen Studien Hinweise auf eine Verbesserung der Knochendichte durch Vibrationsplatten gibt. Im Kleingedruckten steht jedoch immer, dass sie vielleicht eine positive Wirkung zeigen könnten – allerdings benötigen wir mehr Studien für ein klareres Bild.

Wenn wir uns dagegen die unterschiedlichen Studien zu Krafttraining anschauen, brauchen wir nicht unbedingt mehr Studien, um das Prozedere weiter zu präzisieren. Schon die einzelnen Studien zeigen ganz klar eine Verbesserung der Knochendichte durch Krafttraining – ohne Wenn und Aber. Da gibt es mittlerweile keinen Diskussionsspielraum mehr.

Wenn Vibrationsplatten ähnliche Erfolge erzielen würden wie diese Krafttrainingsstudien, dann sollte sich das in den Untersuchungen genauso deutlich zeigen. Das ist jedoch nicht der Fall.

Ohne Medikamente zu starken Knochen

| Training verändert Dich auf zellulärer Ebene.

Sollten Sie Vibrationsplatten nutzen?

Sollte ich all meine Eier in den „Vielleicht-Korb“ legen und darauf meinen Schwerpunkt zur Behandlung meiner Osteoporose setzen? Oder sollte ich den Großteil meiner Eier in den „Krafttrainings-Korb“ legen, weil ich dort garantiert Erfolge erzielen kann – vorausgesetzt, ein Training ist möglich – und das Vibrationsplattentraining als das nutzen, was es ist: eine Ergänzung.


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Über den Autor Christian Schroth

Mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in der Physiotherapie konzentriert sich Christian auf die Behandlung von Arthrose, Osteoporose, Hüft-TEP und Knie-TEP, sowie Schlaganfall (unter Verwendung der Methoden Bobath, Forced Use und PNF) und Golf-Physiotherapie.

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