Januar 20, 2025

Physiotherapeut, YouTuber, Honorardozent und Inhaber von MedSuche.com & Active Physio

Januar 20, 2025

Das Wichtigste in Kürze:

  • Früherkennung ist entscheidend: Osteoporose bleibt oft lange unbemerkt und wird häufig erst nach einer „Fragilitätsfraktur“ entdeckt. Eine frühzeitige Knochendichtemessung (DEXA) ist daher sinnvoll, besonders bei mehreren vorhandenen Risikofaktoren.
  • Hohe Relevanz und Zahlen: In Deutschland haben rund 6,1 % der Bevölkerung Osteoporose (80 % Frauen, 20 % Männer), und nach der ersten Fraktur beträgt das Risiko für eine zweite innerhalb von 1,5 Jahren ganze 20 %.
  • Aktiver Lebensstil schützt Knochen: Krafttraining, ausgewogene Ernährung (insbesondere Calcium, Vitamin D und ausreichende Proteinzufuhr) und das Vermeiden von Rauchen und übermäßigem Alkohol sind die wichtigsten Maßnahmen, um Knochendichte aufzubauen und Frakturrisiken zu senken.

Du hast gerade erfahren, dass du Osteoporose hast. Diese Diagnose trifft dich völlig unerwartet und plötzlich überkommen dich Fragen und Unsicherheiten: Was bedeutet diese Diagnose für mein tägliches Leben? Gibt es Hoffnung und Wege, deine Knochen zu stärken? Welche Schritte solltest du jetzt unternehmen?

Du bist nicht allein. Mit diesem Artikel begleite ich dich ein wenig auf deinem Weg, erkläre dir wichtige Punkte rund um die Osteoporose und zeige dir wissenschaftlich belegte Maßnahmen, mit denen du sofort beginnen kannst, um deine Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten und gar zu verbessern. Bleib dran – gemeinsam finden wir Antworten und Lösungen für deine Diagnose!

Was haben die Golden Gate Bridge, Astronauten, die Sonne und Brokkoli mit Osteoporose zu tun?

Zusammenfassung:
In diesem Artikel erfährst du unter anderem, warum Osteoporose mehr ist als eine reine Alterserscheinung und weshalb Themen wie Brückenbau, Weltraumaufenthalte, Sonneneinstrahlung und Ernährung überraschend viel mit Knochengesundheit zu tun haben.

Viele Menschen glauben, dass Osteoporose eine unvermeidliche Alterserkrankung ist, die vor allem Frauen nach der Menopause betrifft. Das stimmt jedoch nicht, denn auch Männer können erkranken – häufig allerdings etwa zehn Jahre später. Laut WHO gehört Osteoporose zu den zehn wichtigsten Krankheiten weltweit und gewinnt stetig an Bedeutung.

2019 gab es in Deutschland rund 5.659.000 Menschen mit Osteoporose. Das sind etwa 6,1 % der Bevölkerung, wovon 80 % Frauen und 20 % Männer sind. Die Gründe für diese Entwicklung liegen einerseits in der immer älter werdenden Bevölkerung und andererseits in unserem zunehmend inaktiven Lebensstil, bei dem wir bereits in jungen Jahren zu wenig Knochenmasse aufbauen.

Osteoporose hat zwar etwas mit dem Alter zu tun, ist jedoch in vielen Fällen auch eine logische Reaktion unseres Körpers auf unseren Lebensstil. Wir bewegen uns oft zu wenig, fast so, als würden wir einen Ferrari nur in der 30er-Zone fahren. Das fördert Sarkopenie (Muskelabbau), kann Arthrose begünstigen und eben auch – unter anderem – zu Osteoporose führen.


Was ist Osteoporose?

Osteoporose, im Volksmund oft als „Knochenschwund“ bezeichnet, ist die Abnahme der Qualität und/oder Quantität des Knochens. Dies führt zu einem erhöhten Frakturrisiko, das du nicht hättest, wenn deine Knochen gesund wären.


Klassifikation: Primäre und sekundäre Osteoporose

Zusammenfassung:
Osteoporose wird in primäre und sekundäre Formen unterteilt. In diesem Abschnitt erfährst du, warum die meisten Fälle zur primären Osteoporose gehören und welche Rolle Hormone und andere Faktoren spielen.

Die Osteoporose wird folgendermaßen klassifiziert:

  • Primäre Osteoporose (90 %):

    • Typ 1: Tritt nach der Menopause auf (postmenopausale Osteoporose).
    • Typ 2: Senile Osteoporose (veränderter Hormonhaushalt und weniger Bewegung im Alter).
  • Sekundäre Osteoporose (10 %):
    Tritt infolge von Medikamenteneinnahme, anderen Erkrankungen usw. auf.

Das Hauptproblem der Osteoporose ist, dass sie sehr lange symptomlos bleibt. Normalerweise hast du keine Schmerzen. Unsere Muskeln können wir sehen und bemerken so Veränderungen, bei den Knochen ist dies nicht möglich – wir bemerken den stetigen Abbau nicht.

Weshalb deine Knochen wie die Golden Gate Bridge sind

Zusammenfassung:
Knochen sind lebendig und werden ständig umgebaut. Dieser Abschnitt verdeutlicht den fortwährenden Reparatur- und Erneuerungsprozess deiner Knochenzellen und zeigt, warum ein Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau zu Osteoporose führt.

Wenn du an die Golden Gate Bridge denkst, erkennst du viele Gemeinsamkeiten mit deinen Knochen: Auch diese berühmte Brücke wird ständig ausgebessert. Sobald die Arbeiter an einem Ende fertig sind, beginnen sie am anderen Ende erneut. So passiert es auch in deinem Körper: Deine Knochen werden ständig auf- und abgebaut.

Zwei Zellarten spielen hierbei eine zentrale Rolle:

  • Osteoklasten: Sie bauen Knochenmaterial ab.
  • Osteoblasten: Sie bauen Knochenmaterial auf.

Kommt es im Alter zu einem Ungleichgewicht und sind Osteoklasten übermäßig aktiv, wird mehr Knochen abgebaut als aufgebaut. In der folgenden Grafik (gedanklich) sieht man, wie sich die Knochenmasse über das Leben verteilt entwickelt:

  • Um die 30 hast du die meiste Knochenmasse.
  • Danach baut sie sich pro Jahr um 1–2 % ab.
  • Besonders nach der Menopause beschleunigt sich dieser Prozess bei Frauen deutlich, bis er sich später wieder an das „männliche“ Abbau-Tempo angleicht.


Wie wird Osteoporose entdeckt?

Häufig wird Osteoporose erst erkannt, wenn es zu einem Knochenbruch (Fraktur) kommt, der durch eine geringe Krafteinwirkung verursacht wurde. Ein gesunder Knochen würde diesen Belastungen problemlos standhalten. Dies nennt sich Fragilitätsfraktur.

Manchmal untersucht der Arzt auch diffuse Rückenschmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule. Wird dabei kein Bandscheibenvorfall, keine Spinalkanalstenose und auch kein muskuläres Problem festgestellt, könnten kleine Haarrisse im Knochen der Auslöser sein.

Fragilitätsfrakturen: Häufige Brüche bei Osteoporose

Zusammenfassung:
Bestimmte Knochen sind bei Osteoporose besonders gefährdet. Dieser Abschnitt listet die häufigsten Bruchstellen auf und gibt Hinweise darauf, warum einige Trainingsmethoden bei Osteoporose kritisch zu betrachten sind.

Die typischen Frakturen, die durch osteoporotische Veränderungen auftreten, sind:

  • Wirbelkörper (besonders belastet an den Kanten)
  • Hüfte
  • Proximaler Oberarm
  • Distaler Unterarm

Aber auch Becken, Schienbein (Tibia) und Rippen können betroffen sein. Bei Frauen über 50 liegt das Risiko einer osteoporotischen Fraktur bei 50 %, bei Männern derselben Altersgruppe bei 22 % (Siris E Arch Int Med. 2004).

Wenn du eine Fraktur durch ein geringes Trauma erleidest, ist deine Osteoporose-Diagnose so gut wie bestätigt. Knochendichtemessungen und Laboruntersuchungen sind dann nur noch Ergänzungen. Sobald du eine Fragilitätsfraktur hast, hast Du eine Osteoporose und musst du behandelt werden – ohne Diskussion.

Ansonsten wird Osteoporose über eine Knochendichtemessung (DEXA) diagnostiziert. Beim sogenannten T-Score gilt:

  • Unter -2,5 = Osteoporose
  • Zwischen -1,0 und -2,5 = Osteopenie (Vorstufe der Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko)

Zusätzlich können Laboruntersuchungen (Blut, Urin) Aufschluss über deinen Knochenstoffwechsel geben.


Wann solltest du eine Knochendichtemessung machen lassen?

Verschiedene Organisationen empfehlen verschiedene Altersgrenzen für eine Knochendichtemessung. In Österreich liegt die Empfehlung bei Frauen ab 65 und Männern ab 70, in Deutschland (laut AOK) bei Frauen ab 50 und Männern ab 60. Doch oft ist dann bereits ein Teil der Knochenmasse verloren gegangen.

Wer Risikofaktoren aufweist, sollte früher handeln – auch wenn Krankenkassen die Kosten (rund 50 Euro) häufig nicht übernehmen. Es geht um deine Gesundheit. Wenn du das Geld investieren kannst, tu es rechtzeitig. Denn spätere Folgekosten wie Rezeptgebühren, Physiotherapie und eventuell nötige Behandlungen sind weit höher – ganz zu schweigen von Schmerzen und Alltagseinschränkungen.

Warum wird es nicht immer von der Kasse bezahlt? Viele Ärzte sind nicht mehr gewillt die zu geringe Vergütung der Krankenkassen hinzunehmen. Die Anschaffung eines DEXA-Geräts ist teuer (40.000–50.000 Euro), eine Assisitentin ist 15 Minuten mit Dir beschäftigt (diese möhte auch bezahlt werden), der Arzt selbst sollte sich die Ergebnisse ansehen und schlussendlich soll auch ein schriftlicher Befund die Praxis verlassen. Du wirst dir also vorstellen können welcher Aufwand im Hintergrund läuft und was eine sparende Krankenversicherung zahlen möchte, wenn Ärzte um die 50 Euro für eine Messung nehmen. Jeder der in den letzten Jahren einmal in einer KfZ Werkstatt musste, kennt übliche Preise für Dienstleistungen (eine Werkstattstunde für 150 Euro ist keine Seltenheit). Dennoch kann sich eine frühzeitige Messung lohnen.

Besonders wichtig ist die Risikofaktoren-Analyse: Wenn du bereits mehrere Risikofaktoren erfüllst, lohnt sich der Scan. Alternativ kannst du den FRAX-Rechner nutzen, um das 10-Jahres-Frakturrisiko zu bestimmen.


Hier geht es zum FRAX-Rechner:

FRAX Rechner


Risikofaktoren für Osteoporose

Zusammenfassung:
Osteoporose entsteht durch viele Faktoren. Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über häufige Risiken wie genetische Veranlagung, bestimmte Medikamente, Ernährungsweisen (z. B. vegan), Untergewicht und Bewegungsmangel.

Risikofaktoren für Osteoporose sind unter anderem:

  • Familiengeschichte mit Osteoporose und Frakturen
  • Medikamente wie Östrogenhemmer, Antidepressiva oder Glukokortikosteroide (z. B. bei Lungenerkrankungen)
  • Häufige Einnahme von Magenschutztabletten (Protonenpumpenhemmer)
  • Untergewicht
  • Vegane Ernährung (wenn nicht auf ausreichende Nährstoffzufuhr geachtet wird)
  • Diabetes Typ 2
  • Verfrühte Menopause
  • Bewegungsarmer Lebensstil
  • Extremer Ausdauersport ohne ausreichende Kalorien- und Nährstoffzufuhr (Warnzeiche: Shin-Splints, Mittelfußbrüche, Ermüdungsbrüche & Zyklusstörungen)

Das Risiko einer Fragilitätsfraktur setzt sich aus vielen kleinen Puzzleteilen zusammen. Nutze zum Beispiel den FRAX-Rechner, um das 10-Jahres-Risiko für eine Fraktur abzuschätzen.

QUICKTIPP!

Wusstest Du, Deine Ernährung und sportliche Aktivität sollte an die verschiedenen Phasen deines Zyklus angepasst sein?

Warum ist eine Behandlung der Osteoporose so wichtig?

Zusammenfassung:
Unbehandelte Osteoporose führt häufig zu weiteren Brüchen und kann gravierende Folgen für Mobilität und Selbstständigkeit haben. Dieser Abschnitt erläutert die Statistik zu Folgefrakturen und die drastischen Konsequenzen einer Hüftfraktur.

Wenn du nach einer ersten osteoporotischen Fraktur keine Behandlung beginnst, steigt das Risiko für eine zweite Fraktur innerhalb der nächsten 1,5 Jahre auf 20 %. Bei Hüftfrakturen sieht es noch dramatischer aus:

  • 25 % Mortalität innerhalb von zwei Jahren nach einer Hüftfraktur.
  • 50 % der Überlebenden sind nicht mehr in der Lage, unabhängig zu leben.

Die Konsequenzen sind also weitreichend: Schmerzen, Behinderungen, verringerte Lungenfunktion (durch eine gebeugte Haltung) und ein erhöhtes Sterberisiko. Osteoporose bedeutet ein erhöhtes Risiko, die wertvolle Aktivitäten im Alltag einschränken kann – wie Tanzen, Reisen oder einfach unbeschwertes Gehen.


Ohne Medikamente zu starken Knochen

| Training verändert Dich auf zellulärer Ebene.

Prävention und Therapie: Wie du deine Knochen stärken kannst

Zusammenfassung:
Um Knochenmasse zu erhalten und Stürzen vorzubeugen, brauchst du kein Leben in Watte. Dieser Abschnitt stellt die wichtigsten Ansätze vor: Krafttraining, ausgewogene Ernährung, Vitamin-D-Spiegel-Kontrolle sowie das Vermeiden von Rauchen und übermäßigem Alkohol.

Die Prävention und Therapie der Osteoporose zielt darauf ab, Knochenmasse zu erhalten oder aufzubauen und Stürze zu vermeiden. Das klappt durch:

  1. Körperliche Aktivität:
    • Besonders Krafttraining bietet gezielte Wachstumsreize für den Knochen.
    • Gewichtstragende Sportarten und Impulse durch Joggen, Wandern oder Aerobic sind ebenfalls sinnvoll.
    • Schwimmen und Radfahren sind zwar gut für das Herz-Kreislauf-System, setzen aber weniger Reize für den Knochen.
  2. Ausgewogene Ernährung:
    • Stelle sicher, dass du genügend Proteine, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmst.
    • Calcium (1000–1200 mg/Tag für postmenopausale Frauen) möglichst über die Nahrung zuführen.
    • Vitamin D regelmäßig messen und gegebenenfalls supplementieren.
    • Bei veganer Ernährung ganz besonders auf ausreichende Nährstoffzufuhr (z. B. Calcium, Vitamin B12, Eiweiß, Omega-3, etc.) achten.
  3. Regeneration und Stressmanagement:
    • Ausreichend Schlaf und der Abbau von Stress sind wichtig, um den Stoffwechsel zu entlasten.
  4. Rauchen und Alkohol meiden:
    • Nikotin und Alkohol beschleunigen den Knochenabbau und sollten so weit wie möglich vermieden werden.
  5. Langfristige Therapie:
    • Osteoporose ist eine chronische Erkrankung mit dauerhaft erhöhtem Frakturrisiko.
    • Die Lebensstiländerung über das Training und die Ernährung sind die Hauptsäulen der Behandlung. Medikamente sind ergänzende Maßnahmen, nicht die Hauptbasis.

Beispielhafte Erfolge wie jene von Shirley Webb (80 Jahre, 115 kg Kreuzheben nach Trainingsbeginn mit 76) oder Dr. Catherine Walter (71 Jahre, Deadlift 105 kg) zeigen, dass man auch im Alter noch enorme Kraft und Knochendichte aufbauen kann – wenn man richtig trainiert und sich steigert.

Wichtig ist, das Training individuell anzupassen, da mit zunehmendem Alter oft „Wehwehchen“ auftreten. Ein erfahrener Physiotherapeut oder Sportphysiotherapeut kann hier gezielt helfen.


Fazit: Ein aktiver Lebensstil gegen Osteoporose

Zusammenfassung:
Um Knochenmasse zu erhalten und Stürzen vorzubeugen, brauchst du kein Leben in Watte. Dieser Abschnitt stellt die wichtigsten Ansätze vor: Krafttraining, ausgewogene Ernährung, Vitamin-D-Spiegel-Kontrolle sowie das Vermeiden von Rauchen und übermäßigem Alkohol.

Bei einer Osteoporose gibt es keine klaren Schwarz-Weiß-Lösungen, aber du hast zahlreiche Stellschrauben, um deine Knochengesundheit zu verbessern. Die Basis bildet immer ein aktiver Lebensstil und eine angepasste, ausgewogene Ernährung.

Auf meiner Homepage findest du den „KnochenFIT! Basiskurs“, in dem du die grundlegenden Prinzipien für ein effektives Training, Ernährungstipps und weiterführende Informationen erhältst. Du wirst sehen, dass es nicht nur um deine Knochen geht, sondern dass du mit mehr Bewegung und gesunder Ernährung vielen weiteren Erkrankungen vorbeugst.

Lerne mehr zu diesem Thema auf meinem Youtube Kanal.

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Über den Autor Christian Schroth

Mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in der Physiotherapie konzentriert sich Christian auf die Behandlung von Arthrose, Osteoporose, Hüft-TEP und Knie-TEP, sowie Schlaganfall (unter Verwendung der Methoden Bobath, Forced Use und PNF) und Golf-Physiotherapie.

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