Januar 2, 2025

Physiotherapeut, YouTuber, Honorardozent und Inhaber von MedSuche.com & Active Physio

Januar 2, 2025

Das Wichtigste in Kürze:

  • Beweglichkeit und Zeitrahmen: Nach sechs bis sieben Wochen werden meist 120–130° Kniebeugung angestrebt, erreichen Patient:innen dieses Ziel jedoch nicht, können muskuläre Schutzspannung oder Verklebungen im Gewebe Schuld sein. Auch die Ausgangsbeweglichkeit vor der OP bestimmt, wie schnell du Fortschritte machst.
  • Rolle von Persönlichkeit und Einstellung: Wer sich selbst viel Druck macht oder Angst vor Schmerzen hat, baut oft unbewusst zusätzliche Blockaden auf. Entspannungstechniken und eine auf Vertrauen basierende Therapie helfen dabei, Schutzspannungen zu lösen und den Heilungsprozess zu beschleunigen.
  • Bedeutung der richtigen Physiotherapie: Spezialisierte Behandler:innen erkennen versteckte Blockaden schneller und leiten passende Übungen an, um Muskelspannung gezielt abzubauen. Wer regelmäßig Physiotherapie in Anspruch nimmt und realistische Ziele setzt, kann die Kniebeweglichkeit nachhaltig verbessern.
  • Wenn die Kniebeugung nach 12 Wochen noch nicht klappt

    Der folgende Beitrag richten sich an Menschen, die nach den ersten zwölf Wochen nach einer Knie-TEP-Operation (künstliches Kniegelenk) ihr Knie immer noch nicht richtig beugen können. Ich möchte dir hiermit einige Einblicke aus meiner Sicht geben – vielleicht findest du ein paar hilfreiche Tipps, um deine Beweglichkeit weiter zu verbessern.


    Gib nicht auf: Dein Körper kann sich anpassen

    Egal, ob deine Operation nun drei, sechs oder zwölf Monate zurückliegt: Bitte gib nicht auf! Unser Körper passt sich immer wieder an, und gewöhnlich lässt sich auch nach längerer Zeit noch einiges an Beweglichkeit herausholen. Mit etwas Geduld und den richtigen Menschen, die dich behandeln und unterstützen, sind Fortschritte möglich.


    Was wir erwarten: Zielwerte für die Kniebeugung

    Üblicherweise erwarten wir nach den ersten Wochen eine Beugung von 90° und eine vollständige Streckung von 0°. Nach sechs bis sieben Wochen (oder zumindest nach zwölf Wochen) wünschen wir uns im Idealfall 120–130° Kniebeugung. Doch manchmal kommt es anders: Patient:innen erreichen dieses Ziel nicht, und das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben.


    Deine Ausgangslage: Wie beweglich war dein Knie vor der OP?

    Ein wichtiger Faktor ist die Zeit vor der Operation. Wie viel Kniebeugung hattest du vorher mit deinem arthrotischen Kniegelenk? Konntest du dein Knie über 90° beugen oder war schon vorher weniger möglich? War es dir möglich, in die Hocke zu gehen oder sogar zu knien? Oder hattest du bereits Schwierigkeiten, tief zu sitzen? Und wie lange hast du dich mit diesem Zustand arrangiert?

    Diese Fragen liefern wichtige Hinweise auf dein früheres Bewegungsausmaß und darauf, wo mögliche Einschränkungen herkamen.

    Du willst wissen, wie Dein neues Kniegelenk optimal behandelt werden sollte?

    Dann hol Dir mit meinem Knie-TEP-Reha Kurs einen glasklaren Maßnahmenplan!

    Link öffnet sich in neuem Fenster

    Realistische Erwartungen an dein neues Gelenk

    Welche Erwartungen hast du an dein neues Gelenk? Wenn du zuvor kaum 90° erreicht hast, benötigen wir für 120° oder 130° Beugung gewöhnlich mehr Zeit. Hier lohnt es sich, Ziele realistisch zu definieren, damit du nicht enttäuscht wirst.

    Ängste und Persönlichkeit: Was das mit deiner Heilung zu tun hat

    Deine Persönlichkeit kann einen großen Einfluss auf deine Genesung haben. Bist du eher ein ängstlicher Mensch? Setzt du dich schnell unter Druck? Zu viel Ehrgeiz oder Druck kann den Heilungsprozess sogar bremsen. Entspannungstechniken können hier helfen, zum Beispiel:

    • Progressive Muskelrelaxation (besonders für sehr strukturierte Menschen geeignet)
    • Fantasiereisen (für Menschen, die gerne abschalten und sich treiben lassen)

    Finde heraus, was zu deinem Typ passt. Wer das Gemühteines Schaukelpferdes hat, erholt sich oft leichter, weil er oder sie den Stress aus der Heilung heraushält.


    Finde dein persönliches Tempo: Weder zu viel noch zu wenig

    Auch deine Übungsdisziplin wird von deiner Persönlichkeit geprägt. Manche Menschen machen zu wenig, andere übertreiben es und zwingen sich zu einem Übermaß an Übungen. Das Motto „Es muss doch endlich besser werden – nun komm schon!“ kann zu einer gefährlichen Überlastung führen.

    Wichtig ist, die Grenze zwischen „unangenehm“ und „unerträglich“ zu respektieren. Ein immer wieder stark geschwollenes oder schmerzendes Knie bringt dich nicht weiter. Gehe lieber etwas sanfter vor: diszipliniert, aber achtsam.

    Mögliche Ursachen für eingeschränkte Kniebeugung

    Nicht immer ist Narbengewebe das Problem. Es kann auch muskuläre Schutzspannung sein, Angst vor der Bewegung oder Verklebungen im Gewebe. Tatsächlich ist eine übermäßige Schutzspannung sehr häufig.


    Das Phänomen Schutzspannung: Wenn der Körper sich selbst blockiert

    Viele Patient:innen spannen ab einem gewissen Beugewinkel automatisch (und oft unbewusst) die Muskulatur an, um die Bewegung zu „stoppen“. Dies passiert häufig, wenn Physiotherapeut:innen oder Ärzt:innen zu ruppig vorgehen. Dann braucht es Zeit und Ruhe, um dem Körper zu signalisieren: „Alles in Ordnung, du darfst dich bewegen.“


    Finde eine Therapeutin oder einen Therapeuten, dem du vertraust

    Ein wichtiger Punkt für deine Genesung ist die Wahl der richtigen Physiotherapeutin oder des richtigen Physiotherapeuten. Die Chemie muss stimmen, du solltest dich sicher fühlen und Vertrauen haben. Gerade wenn eine Schutzspannung vorliegt, ist ein behutsamer Ansatz sinnvoll.


    Zeit als Schlüsselfaktor: Warum in der Praxis oft Stress entsteht

    In vielen Kassenpraxen stehen uns Physiotherapeut:innen meist nur 20 bis 30 Minuten pro Sitzung zur Verfügung. Da gehen schon fünf Minuten für Begrüßung und Umkleiden drauf – wirklich zur Ruhe zu kommen und intensiv an der Kniebeugung zu arbeiten, ist in dieser kurzen Zeit schwieriger.

    Auch die eigentlich nötigen fortgeschrittenen Übungen kommen so zu kurz. Mit der Zeit staut sich ein Berg an Problemen auf, was bei Patient:innen zusätzlichen Stress hervorruft. Dennoch: Sei dankbar, dass es diese Grundversorgung über die Krankenkassen gibt – und wenn du die Möglichkeit hast, investiere in zusätzliche private Physiotherapie mit einem größeren Zeitfenster.


    Schutzspannung abbauen: Dein Weg zurück zur Beweglichkeit

    Wir benötigen also Geduld und die richtigen Maßnahmen, um deinem Körper die Schutzspannung „abzugewöhnen“. Hierbei muss dein Behandler oder deine Behandlerin wissen, an welchen Stellen sich gerne Blockaden verstecken – und welche Technik oder welcher Trick dagegen hilft.

    Nicht jede Physiotherapeutin und nicht jeder Physiotherapeut ist auf jedes Beschwerdebild spezialisiert. Wenn dein Physio in erster Linie auf Halswirbelsäulen-Probleme fokussiert ist und nur selten frisch operierte Knie behandelt, kann dir das möglicherweise nicht optimal helfen. Daher lohnt es sich, jemanden zu wählen, der regelmäßig Knie-TEP-Patient:innen betreut.

    Lerne mehr zu diesem Thema auf meinem Youtube Kanal.

    ✓ über 8.000 Abonnenten ✓ min. ein neues Video pro Woche ✓ geballtes Praxiswissen

    Link öffnet sich in neuem Fenster


    Warum es plötzlich schnell gehen kann

    Löst sich die Schutzspannung des Oberschenkelmuskels erst einmal, kann es ganz plötzlich deutlich vorangehen. Du spürst, wie sich mehr und mehr Bewegungsspielraum einstellen lässt. Dafür braucht es jedoch:

    1. Einen Therapeuten oder eine Therapeutin, der/die die richtigen Ansätze kennt.
    2. Ausreichend Zeit pro Behandlungseinheit, damit man die nötige Ruhe findet.
    3. Einen vertrauensvollen Umgang, bei dem du dich sicher fühlst.


    Fazit: Geduld, das richtige Team und realistische Ziele

    Ob Knie-TEP oder Osteoporose-Behandlung – bei beidem gilt: Geduld, kontinuierliche Physiotherapie und ein Vertrauensverhältnis zum Behandlungsteam sind entscheidend. Nimm dir Zeit, suche dir erfahrene Therapeut:innen und höre auf die Signale deines Körpers. So kannst du deine Kniebeugung Stück für Stück verbessern und möglichst wieder schmerzfrei durchs Leben gehen.


    Hinweis: Wenn du an Osteoporose leidest oder dich über Osteoporose-Behandlungen informieren möchtest, sprich unbedingt mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin. Gerade bei Knochengesundheit ist es wichtig, rechtzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen und Therapien auf dich abzustimmen. Denn starke Knochen sind eine grundlegende Basis für jede Gelenkoperation und eine erfolgreiche Rehabilitation.


    Diese Artikel könnten Dich auch interessieren:

    Über den Autor Christian Schroth

    Mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in der Physiotherapie konzentriert sich Christian auf die Behandlung von Arthrose, Osteoporose, Hüft-TEP und Knie-TEP, sowie Schlaganfall (unter Verwendung der Methoden Bobath, Forced Use und PNF) und Golf-Physiotherapie.

    >